Mittwoch, 20. November 2024 | Aktuelles

Neue Schilder informieren über die richtige Knickpflege

Das Projekt "Knickpflege in Schleswig-Holstein – Wissen vermitteln, Traditionen erhalten" will mit Infotafeln direkt am Knick Aufklärungsarbeit leisten

Gruppe von fünf Personen und Bagger mit Knickschere vor frisch geknicktem Knick
Stolz auf die neuen Knickschilder (von links): Vorsitzende der ALR-SH und 2. Vizepräsidentin des SHHB Dr. Juliane Rumpf, SHHB-Vizepräsident Prof. Dr. Holger Gerth, Geschäftsführer des Lohnunternehmerverbandes Schleswig-Holstein Niels Schäfer, Kreisnaturschutzbeauftragter Schleswig-Flensburg und Vorsitzender von Bunde Wischen e.V. Gerd Kämmer und SHHB-Knickbotschafter Heiner Staggen © Anna Biß / SHHB

Der Wind weht nordisch frisch über den Sportplatz in Krummbek und macht auch vor der davorgelegenen Straße nicht mehr halt. Der Grund ist schnell erkannt: Der Knick, der den Sportplatz vom Weg trennt, wurde heruntergeschnitten oder, wie es in der Fachsprache heißt, „auf den Stock gesetzt“ – eine wichtige Pflege- und Naturschutzmaßnahme, über die Vorbeikommende seit Montag durch eine neue Infotafel aufgeklärt werden.

Denn was wie ein Kahlschlag wirkt und bei manchen Spazierengehenden für Unverständnis und Verärgerung sorgt, ist aus ökologischer Sicht durchaus sinnvoll: „Nur wenn ein Knick alle 10 bis 15 Jahre radikal zurückgeschnitten wird, behält er seinen dichten Bewuchs und seine ökologischen Funktionen,“ erläutert Heiner Staggen, Knickbotschafter des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes (SHHB).

Um empörten Anrufen bei der Landwirtschaftskammer (LKSH) und Anzeigen bei der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) entgegenzuwirken, haben der SHHB, der Landesverband der Lohnunternehmer in Land- und Forstwirtschaft Schleswig-Holsteins (LU SH) und die LKSH das Projekt "Knickpflege in Schleswig-Holstein – Wissen vermitteln, Traditionen erhalten" ins Leben gerufen. In der laufenden Knicksaison sollen bis zu 50 Knickschilder im ganzen Land an frisch auf den Stock gesetzten Wallhecken verteilt werden: "Dort bleiben sie dann ein Jahr stehen, bis der Knick wieder ausgetrieben ist. Danach dürfen die Schilder weiterwandern," erklärt SHHB-Knickbotschafter und Landwirt Heiner Staggen.

Knickschilder-Projekt

Die Idee für das Projekt ist im Arbeitskreis „Dorf und Umwelt“ der Akademie für die Ländlichen Räume Schleswig-Holsteins e. V. (ALR-SH) entstanden. Die Vorsitzende Juliane Rumpf erzählt: "Die UNB und die LKSH haben berichtet, dass sie im Winter quasi ausschließlich mit Anrufen zu ‚gerodeten‘ Knicks beschäftigt sind. Da fallen sogar Begriffe wie ‚Baummord‘."

Auch die anwesenden Lohnunternehmer sowie knickbesitzende Landwirte und Landwirtinnen als ausführende Kräfte, können da ein Lied von singen: "Es geht so weit, dass die Mitarbeitenden vor Ort beschimpft werden", berichtet der Geschäftsführer des Lohnunternehmerverbandes Niels Schäfer. "Und die UNB muss jeder Anzeige über nicht sachgemäße Knickpflege nachgehen. Das sorgt für einen riesigen Verwaltungsaufwand," ergänzt Juliane Rumpf.

Das „Knickschilder“-Projekt soll nun auf zweierlei Weise Abhilfe schaffen und aufklären: Zum einen seitens der Bevölkerung und zum anderen bei den Knickbesitzenden. Denn Aufklärungsbedarf ist auf allen Seiten da.

Erstes Knickschild steht in Krummbek

Für die Personen, die sich am Montag bei Wind und Nieselregen am Knick in Krummbek versammelt haben, steht außer Frage, wie richtige Knickpflege geht. Doch sie wissen auch: Nicht jeder empörte Anruf ist ungerechtfertigt. Deshalb werden die Schilder auch nicht wahllos an auf den Stock gesetzten Knicks verteilt, sondern zuvor überprüft, ob die Knicks ordnungsgemäß geknickt und die gesetzlichen Vorgaben gemäß des Landesnaturschutzgesetztes eingehalten wurden: "Das Schild ist auch als eine Art Auszeichnung für das Lohnunternehmen und seine Mitarbeitenden sowie den Landwirt oder die Landwirtin zu verstehen," sagt Heiner Staggen. "Wir kontrollieren unter anderen, ob die Knickschere an den richtigen Stellen angesetzt wurde sowie, ob die Knickbesitzenden im Vorfeld die Überhälter markiert und die Stümpfe ordnungsgemäß nachgeschnitten haben," erklärt er.

Überhältermanagement

Überhälter sind alte Bäume in Knicks, die nicht nur landschaftsprägend sind, sondern auch ökologische Habitate für viele Lebewesen darstellen, insbesondere für Vögel und Fledermäuse. Ab einem Stammumfang von zwei Metern sind sie gesetzlich geschützt und dürfen nicht mehr abgeholzt werden. "Wir wollen Landwirte und Landwirtinnen aber dazu anhalten, auch potentielle Überhälter bei der Knickpflege stehen zu lassen", sagt Jenny Bischoff, Referentin für Natur und Umwelt des SHHB.

In Krummbek demonstrierten die Mitarbeiter des Lohnunternehmers Klaus Pentzlin sowie Knickbesitzer und Landwirt Kai Helms, wie sachgemäßes schräges Nachschneiden aussieht – und auch die zukünftigen Überhälter durften stehen bleiben. Das erste Knickschild hat somit verdientermaßen seinen Besitzer und Standort auf Zeit gefunden.

Projekt läuft zunächst bis Ende Januar

Andere Knickbesitzende, die Interesse an einem Infoschild haben, sind aufgerufen, sich bis spätestens Mitte Januar bei unserer Umweltreferentin Jenny Bischoff zu melden. Eine Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. bietet die LKSH an.


Das Projekt "Knickpflege in Schleswig-Holstein – Wissen vermitteln, Traditionen erhalten" findet in Kooperation mit dem Landesverband der Lohnunternehmer in Land- und Forstwirtschaft Schleswig-Holsteins e. V. und der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein statt. Gefördert wird es durch BINGO! – Die Umweltlotterie (Projektförderung in Schleswig-Holstein).