Freitag, 7. Februar 2025 | Aktuelles

Kula-Projekt: Flensburger Fördeküste

Eine weitere Kulturlandschaft, deren prägende Elemente im Rahmen des Projektes "Natur- und Kulturlandschaften und ihr Wandel in Schleswig-Holstein" untersucht wird, ist die Region der Fördeküste mit ihrer Ziegeleiproduktion

Mauerrest als Teil des Danewerks
Danewerk © pejft / Getty Images

Mehrere Jahrhunderte lang war die Ziegelproduktion ein prägender Wirtschaftsfaktor in Schleswig-Holstein, vor allem rund um die Fördeküsten.

Ziegeleien prägten das Landschaftsbild

Durch die letzte Eiszeit hatten sich gerade in der Küstenregion viele Schmelzwasserseen gebildet, in denen sich Ablagerungen bildeten, aus denen sich der Ton zum Brennen von Ziegeln gewinnen ließ. Da der Transport von Ziegeln bevorzugt auf dem Wasserwege geschah, siedelten sich viele Ziegeleien rund um die Fördeküsten an. Die größte Konzentration in Nordeuropa befand sich zur Hochzeit an der Flensburger Förder mit 70 Ziegeleien. Im 19. Jahrhundert gab es in Schleswig-Holstein stolze 600 Ziegeleien.

Backsteingotik

Zu den ältesten mit Ziegeln errichteten Bauten gehört die 1160 entstandene Waldemarsmauer, die Teil des Danewerkes ist. Ab dem 12. Jahrhundert begannen Ziegel im Kirchenbau die Materialien Lehm und Holz zu ersetzen. Bedeutende Kirchenbauten sind z. B. der Lübecker (1173) oder der Schleswiger Dom (ca. 1250).  Der Baustoff Ziegel war so prägend, dass für die entstandenen repräsentativen Bauten sogar der Begriff „Backsteingotik“ Einzug in die Architekturgeschichte fand. Nach den Kirchen und Städten betrieben sogar Güter ihre eigenen Ziegeleien.

Das 19. Jahrhundert als Höhepunkt der Ziegeleien

Zwei technische Errungenschaften führten zu einer quantitativen Zunahme in der Produktion, zum einen der Einsatz von Dampfmaschinen und zum anderen die Erfindung des Ringofens durch Friedrich Hoffmann (1858). Mit dieser neuen Technik war eine Produktion auf industriellem Niveau möglich. Der Bedarf war da, nicht nur, weil der Baustoff Ziegel auch bei möglichen Feuerbränden einen Vorteil bot. Nach der Annexion durch die Preußen gab es in der neuen Provinz einen regelrechten Bauboom: Fabriken, Hafenanlagen, Bahnhöfe, Gutshäuser, Nebengebäude und Wohnungen wurden aus Ziegeln errichtet.

1865 gab es ca. 600 Ziegeleien in Schleswig-Holstein. Besonders an der Flensburger Außenförde prägten die Schornsteine der Ziegeleien weithin sichtbar das Landschaftsbild. Die norddeutschen Ziegel entwickelten sich wirtschaftlich bedeutsam auch zu einem regelrechten „Exportschlager“.

Im 20. Jahrhundert stellten viele der zahlreichen Ziegeleien den Betrieb dann ein. Das war zum einen den Weltkriegen geschuldet, da die Arbeiter als Soldaten benötigt wurden, zum anderen machten neue Baustoffe wie Beton oder Kunststoffe nach dem Zweiten Weltkrieg der Ziegelproduktion ernsthafte Konkurrenz.


Gefördert wird das Projekt "Natur- und Kulturlandschaften und ihr Wandel in Schleswig-Holstein" von BINGO! – Die Umweltlotterie (Projektförderung in Schleswig-Holstein).