Dienstag, 12. August 2025 | Aktuelles

Niederdeutsche Theaterwerkstatt: Theater „ut de Kist“

Zum zweiten Mal haben der SHHB, der JSHHB und die Niederdeutsche Bühne Kiel eine Theaterwerkstatt im Kieler Ferienpass angeboten. Das viertägige Programm endete am Freitag mit der souveränen Aufführung von vier kleinen Stücken

Drei Kinder spielen auf der Bühne Theater
Das Stück "Eine unerwartete Schwimmerfahrung" spielte auf einer leckgeschlagenen Luxusyacht © Anna Biß / SHHB

Vier Tage lang ging es in der zweiten Sommerferienwoche im Theater am Wilhelmsplatz in Kiel wieder ziemlich wuselig zu. Denn im Rahmen des Kieler Ferienpasses fand nun bereits zum zweiten Mal die „Niederdeutsche Theaterwerkstatt“ statt. Geleitet wurde sie von Britta Poggensee, Niederdeutschreferentin des SHHB und stellvertretende Bühnenleitung des Niederdeutschen Bühne Kiel. Zehn Kinder nahmen teil und erarbeiteten in vier Tagen ebenso viele kleine Theaterstücke – drei auf Hochdeutsch und eins auf Plattdeutsch.

Improtheater auf Hoch- und Plattdeutsch

„Die ersten drei Stücke haben sich die Kinder komplett selbst ausgedacht – vom Thema über den Text bis hin zur Schauspielerei,“ erzählt Poggensee bei der abschließenden Aufführung vor den Familien, Freunden und Presse. Für ihre Stücke bekamen die in Gruppen eingeteilten Kinder je Gruppe einen Koffer mit bunt gemischten Requisiten: „Wir spielen also quasi ‚Theater ut de Kist‘“, erläutert Poggensee. Vorgegeben bzw. ausgelost wurde nur der Ort des Schauspiels. Und die darauffolgenden Stücke mit Namen wie „Eine unerwartete Schwimmerfahrung“ oder „Der schreckenhafte Zauber im Schwimmbad“ zeigten: Die Kinder haben die Requisiten, die manchmal gar nicht so recht zusammenpassen wollten, kreativ eingesetzt. So wurde ein Schwamm kurzerhand zum Portemonnaie und ein Kochlöffel zum Zauberstab. Auch verschiedenste Kopfbedeckungen standen zur Verfügung, was dazu führte, dass viele Damen mit Hut auf der Bühne auftauchten – und mit ihnen relativ viel Arroganz, die die Kinder mit viel Schauspieltalent rüberbrachten und damit für einige Lacher beim Publikum sorgten.

Die Proben

Für die Aufführung wurde intensiv geprobt: Jeder Probentag startete mit einem Begrüßungsklatsch-Spiel sowie Aufwärm- und Namensspielen, um locker in den Tag zu kommen. Anschließend standen viele Improvisationsübungen auf dem Plan, bei denen es vor allem Körpersprache und das Ausdrücken von Emotionen ging. Eine Aufgabe sah beispielsweise so aus: „Such dir einen Hut aus und entwickele eine Rolle dazu! Wie heißt die Person? Wie verhält sie sich und was könnte sie sagen?“ Die Arbeit „ut de Kist“ wurde vertieft, um aus den Requisiten kleine, kreative Szenen zu gestalten. Für das plattdeutsche Aschenputtel-Stück wurde bereits während der Proben Platt gesprochen, was die Kinder schnell umsetzen konnten. Ein lustiger Moment entstand, als die gesamte Gruppe gemeinsam die Bühne fegte und dabei eine Stopptanz-Einlage einbaute, weshalb diese Szene später auch ihren Platz in der Aufführung fand. Eine Generalprobe bereitete alle schließlich gut auf den Auftritt vor, sodass am Aufführungstag alles reibungslos ablief.

Zwei Frauen halten rotes Tuch, dahinter stehen zwei verkleidete Kinder
Beim niederdeutschen Pop-up Theaterstück "Aschenputtel" tauchten immer nur die gerade sprechenden Kinder hinter dem Tuch auf © Anna Biß / SHHB

Die Aufführung

Beim letzten, dem niederdeutschen Stück, spielten alle zusammen souverän auch „op Platt“ und bewiesen, dass sie auch mehrsprachig auftreten können. Anschließend fuhren die kleinen Nachwuchsschauspielerinnen, um eine Erfahrung und vielleicht auch die eine oder andere neue Freundin reicher, zufrieden nach Hause. Eine Mutter erzählt im Anschluss: „Meine Tochter und ihre beste Freundin hatten richtig viel Spaß. An dem Angebot gefiel uns gerade die Kombination aus Theater und Plattdeutsch. Dafür haben wir die Kinder sogar jeden Tag aus der Nähe von Neumünster hergefahren.“

Acht Teilnehmerinnen der Theaterwerkstatt auf der Bühne
Die Teilnehmerinnen der Theaterwerkstatt bewiesen viel Schauspieltalent und Einfallsreichtum © Amelie Niopek / SHHB