Donnerstag, 21. Dezember 2023 | Aktuelles

Plattradio geht – bleibt aber ein Erfolg

Die Landesmedienanstalt Hamburg / Schleswig-Holstein (MA HSH) hat PLATTRADIO untersagt, weiterhin zu senden. PLATTRADIO ist nun offline, die Redaktion wird aufgelöst

Das Plattradio-Team: Redakteur Arne Lentföhr, Redakteurin Dörte Riemer, Redaktionsassistentin Silke Broxtermann und Redaktionsleiter Jan Graf (v. links)
Sie müssen leider gehen, sind aber stolz auf das Erreichte: Redakteur Arne Lentföhr, Redakteurin Dörte Riemer, Redaktionsassistentin Silke Broxtermann und Redaktionsleiter Jan Graf (v. links) © Anna Biß / SHHB

Plattradio wurde der Stecker gezogen. Grund dafür ist laut der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein (MA HSH) ein Verstoß gegen den Grundsatz der Staatsferne des Rundfunks aufgrund der Finanzierung von Plattradio durch das Ministerium für Allgemeine Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein (MBWFK). Der Schleswig-Holsteinische Heimatbund (SHHB) reagierte sofort und stellte unverzüglich alle Aktivitäten ein. Plattradio ist jetzt offline.

Auftrag: Sprachausbau des Niederdeutschen

Für den SHHB bleibt das Projekt dennoch eine Erfolgsgeschichte: „Unser Auftrag mit Plattradio war der Sprachausbau des Niederdeutschen über den Kanal des Journalismus. Und das ist uns mit diesem einzigartigen plattdeutschen Medienangebot gelungen“, zieht Redaktionsleiter Jan Graf nach der endgültigen Abschaltung von Plattradio Resümee. „Eine inhaltliche Einmischung seitens unserer Förderer war zu jeder Zeit weder gewollt noch ist sie in der Praxis vorgekommen,“ sagt Graf, der auf viele Jahre Erfahrung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zurückblicken kann.

„Durch die Befristung der Förderung war ein vorzeitiges Ende immer ein mögliches Szenario. Nichtsdestotrotz betrachten wir Plattradio als Erfolg für den Sprachausbau des Niederdeutschen und als einen Teilerfolg für unseren Sprachenplan“, sagt auch SHHB-Geschäftsführer Benjamin Abel. Das darin festgelegte Ziel für die niederdeutsche Sprache lautet:

  • De Spraak stütten, woneem se noch snackt warrt. (Die Sprache fördern, wo sie noch gesprochen wird.)
  • De Spraak torüchhalen, woneem se mal snackt worrn is. (Die Sprache zurückholen, wo sie mal gesprochen wurde.)

Die in der Satzung und im Sprachenplan des SHHB festgelegten Ziele sind von der Landesregierung unabhängig, was auch für das Plattradio gilt.

Statement zum "Aus" von Plattradio von Redaktionsleiter Jan Graf

Plattdeutsch: "Dat Konzept för PLATTRADIO keem ut de Sprekergrupp un funn Försprekers in all demokraatschen Landdagsfrakschonen. Söss Maanden lang hett PLATTRADIO arbeidt. Vun September bet na de Merrn vun den Dezembermaand 2023 weer de Redakschoon dääglich op Sennen. So en Medienanbott harr dat för dat Plattdüütsche nie nich vörher geven. Natürlich sünd wi trurig, dat nu Sluss is. Man as Redakschoon sünd wi stolt, dat wi wiesen kunnen, wat uns Spraak kann. Uns Anliggen weer: Op Plattdüütsch över Welt un Region berichten un de Spraak utbuen, woneem dat dorför nödig is. Wi sünd all uns Partners dankbar för de Ünnerstütten, de wi bi düt Wark kregen hebbt. Uns gröttsten Dank gellt uns Hörers, de wunnerbor mitfolgt sünd." 

Hochdeutsch: "Das Konzept für PLATTRADIO kam aus der Sprechergruppe und fand Fürsprecher in allen demokratischen Landtagsfraktionen. Sechs Monate lang hat PLATTRADIO gearbeitet. Von September bis Mitte Dezember 2023 war die Redaktion täglich auf Sendung. Ein solches Medienangebot hatte es für das Plattdeutsche zuvor nicht gegeben. Natürlich sind wir traurig, dass jetzt Schluss ist. Doch als Redaktion sind wir stolz, dass wir zeigen konnten, was unsere Sprache kann. Unser Anliegen war: Auf Plattdeutsch über Welt und Region berichten und die Sprache ausbauen, wo es dafür nötig ist. Wir sind all unseren Partnern dankbar für die Unterstützung, die wir bei dieser Arbeit bekommen haben. Unser größter Dank gilt unseren Hörerinnen und Hörern, die uns wunderbar begleitet haben."

Dank an die Kooperationspartner und Förderer

Wir danken unseren Kooperationspartnern für die stets sehr gute Zusammenarbeit, allen voran dem Norddeutschen Rundfunk (NDR), der die Nachrichten bereitgestellt hat, sowie dem Offenen Kanal Schleswig-Holstein (OKSH) für die Sendefläche und die Produktionstechnik. „Wir hoffen, dass das Plattradio nicht nur als Pilotprojekt für den Erhalt und den Ausbau von Minderheitensprachen in Erinnerung bleiben wird, sondern langfristig Einfluss auf den Umgang mit Minderheitensprachen in den Medien haben wird“, sagt Abel abschließend.